Farbwirkung im Kinderzimmer: Ein Interview mit Family-Home Designerin Anne Sandmann

Farbwirkung im Kinderzimmer: Ein Interview mit Family-Home Designerin Anne Sandmann

Farbwirkung im Kinderzimmer: Ein Interview mit Family-Home Designerin Anne Sandmann 
Das Kinderzimmer ist ein Ort voller Leben und Trubel. Es ist aber genauso ein Ort, der Ruhe und Geborgenheit bieten soll und außerdem ist es ein sehr persönlicher Ort, der genauso individuell sein darf, wie das Kind, das ihn bewohnt. Eine große Rolle bei der Wirkung eines Raumes spielt die Farbwahl. Wir haben im Interview mit Family-Home Designerin Anne Sandmann von Studio Sandmann einige sehr interessante Antworten zum Thema Farbwirkung und -gestaltung im Kinderzimmer bekommen. 

Farben fühlen – Die Superkraft von Farben Du liest Farbwirkung im Kinderzimmer: Ein Interview mit Family-Home Designerin Anne Sandmann 5 Minuten

Anne, du kennst dich nicht nur richtig gut mit Farben aus, sondern auch mit ihrer Wirkung und entsprechend passenden Einsatzgebieten. Welche Farben eignen sich denn besonders gut für Kinderzimmer – und warum?

Anne Sandmann: Farben sind im Kinderzimmer ein zentrales Gestaltungselement – sie prägen die Atmosphäre und begleiten Kinder durch ihre verschiedenen Entwicklungsphasen. Die Auswahl hängt stark vom Kind, seinem Alter, den Gegebenheiten im Raum und auch vom Möbelbestand ab. 
Kinder lieben Farbe. Würde meine Tochter entscheiden, wären die Wände wahrscheinlich im Regenbogenlook gestrichen. Deshalb darf es im Kinderzimmer durchaus etwas mehr sein – entscheidend ist, die Farben bewusst einzusetzen und auf Raum und Bestand abzustimmen. 

Gelb zum Beispiel wirkt fröhlich, fördert Kreativität und Aktivität und ist daher ideal für Spiel- oder Bastelbereiche.
Rosé ist sanft und harmonisch, schafft Geborgenheit und Wärme und eignet sich gut für Schlaf- oder Kuschelecken.
Grün steht für Ruhe, Balance und Natur, unterstützt Konzentration und eignet sich für Lese- oder Arbeitsbereiche.
Blau wirkt beruhigend, fördert Konzentration und schafft Geborgenheit – es ist daher ideal für Rückzugs- oder Schlafbereiche.

Helle Blautöne lassen Räume freundlich und offen wirken, dunklere Nuancen geben Tiefe und Ruhe. In Kombination mit warmen Holztönen entsteht eine harmonische, natürliche Atmosphäre, die sowohl kindlich als auch zeitlos wirkt.

Ich persönlich liebe erdige Töne im Kinderzimmer. Sie sind vielseitig kombinierbar, wirken geborgen und beruhigend und lassen sich wunderbar mit kräftigeren Farben wie Blau, Rot oder Gelb ergänzen. Accessoires dürfen dann bunt sein und sich je nach Alter oder Jahreszeit spielerisch verändern. Materialien wie Holz oder Leinen runden die Gestaltung ab, da sie aus der gleichen „Farbfamilie Natur“ stammen und immer eine stimmige Basis schaffen.

Ein kleiner Tipp: Farbige Wände lassen buntes Spielzeug weniger unruhig wirken und schaffen ein harmonischeres Gesamtbild. Weiße Möbel, die oft in Kinderzimmern stehen, wirken vor farbigen Wänden spannender, und natürliche Holzmöbel – ob Tisch, Regal oder Spielständer – entfalten dort eine ganz besondere Präsenz.

Wie beeinflussen Farben die Stimmung oder das Verhalten von Kindern?

Anne Sandmann: Farben prägen die Stimmung im Kinderzimmer – oft ganz leise, aber sehr deutlich spürbar. Ein zu bunt gestalteter Raum kann Kinder schnell überfordern, während bewusst eingesetzte Farbflächen Orientierung geben: ruhige Töne im Schlafbereich, aktivierende Farben in der Spielecke, gedecktere Nuancen am Arbeitsplatz. So unterstützen Farben die Atmosphäre und machen den Raum vielseitig nutzbar – vom Spielen bis zum Ausruhen.Genauso wichtig wie die Farbgestaltung ist durchdachter Stauraum. Kinderzimmer sind voller bunter Spielsachen – ohne Struktur kann das schnell unruhig wirken. Clevere Lösungen wie offene Wandregale für Lieblingsstücke oder geschlossene Schränke für Toy Rotation helfen, den Raum zwischendurch zu beruhigen. So bleibt das Zimmer lebendig, aber nicht chaotisch, und Kinder können ihre farbenfrohe Spielwelt bewusst erleben.

Wie findet man eine Balance zwischen kindlich und stilvoll?

Anne Sandmann: Das gelingt, wenn man auf langlebige, natürliche Möbel setzt – zum Beispiel aus Holz – und die kindliche Ebene über Farben, Textilien oder Accessoires einbringt. So entstehen Räume, die spielerisch wirken dürfen und gleichzeitig eine zeitlose Ästhetik behalten. Kindlich und stilvoll schließen sich nicht aus – sie ergänzen sich.Welche Tipps gibst du Eltern bei der Farbgestaltung?

Anne Sandmann: Ich gebe Eltern besonders gerne folgende Tipps:

• Wände bewusst gestalten: Streicht nicht nur eine Wand, sondern schaut auf Zonen – z.B. Schlaf- oder Kuschelecke. Auch die Decke darf Farbe bekommen: Himmelblau, sonniges gelb oder ein verspielter Streifen wie im Zirkuszelt setzen Highlights.

• Holzmöbel einsetzen: Sie bringen Natürlichkeit, Ruhe und Wärme ins Zimmer – und machen es sofort gemütlich. Außerdem lassen sie sich easy in andere Räume integrieren.

• Textilien & Accessoires nutzen: Bunte Teppiche, Kissen, Vorhänge oder Bettwäsche sind perfekt, um Farben flexibel einzusetzen. Auch kleine Hingucker wie Mobiles oder besondere Lampen setzen spielerische Akzente.

• Weniger ist mehr: Lieber mit wenigen Farben arbeiten, diese aber gezielt einsetzen. So wirkt das Kinderzimmer harmonisch, abwechslungsreich und nicht überladen.

Welche Wirkung hat Holz im Kinderzimmer?

Anne Sandmann: Holz hat eine einzigartige Ausstrahlung – es bringt Wärme, Geborgenheit und eine wohltuende Natürlichkeit. Gerade weil Kinderzimmer oft voller bunter Spielsachen sind, sorgt Holz für Balance. Außerdem ist es langlebig, robust und wächst durch seine Zeitlosigkeit mit – weit über das Kinderalter hinaus.

Wie planst du die Zonierung eines Kinderzimmers?    

Anne Sandmann: Ein gutes Kinderzimmer besteht nie nur aus einer großen Spielfläche. Ich gliedere den Raum in verschiedene Zonen: einen ruhigen Bereich zum Schlafen, einen Platz fürs Spielen, eine kleine Arbeitsfläche für Schule oder Kreatives, Stauraum für Ordnung und oft auch eine gemütliche Leseecke. Mit Farben und Möbeln lassen sich diese Bereiche klar voneinander abgrenzen, ohne den Raum zu überfrachten.

Wie gehst du bei der Gestaltung insgesamt vor?

Anne Sandmann: Ich starte mit dem, was schon da ist: vorhandene Möbel, Muster, Farben. Dann frage ich nach den Bedürfnissen: Was liebt das Kind, wie lebt die Familie? Auf dieser Basis entwickle ich Moodboards, die Farbwelten, Zonierung und Möbelkonzepte visualisieren. Schritt für Schritt entsteht so ein Raum, der funktional, gemütlich und individuell ist- und immer das Kind im Mittelpunkt hat.

Lieben Dank Anne, das war super interessant und hilft bestimmt vielen Mamas und Papas dabei, schöne und inspirierende Wohlfühl-Räume für ihre Kinder zu gestalten!