Ein Text von Marie (GRIMM'S)
Kurzer Exkurs in die Farblehre
Wir leben in einer Welt voller Farben. Mit dem Thema Farbe haben sich entsprechend schon viele Menschen intensiv beschäftigt. Und tatsächlich sind die Grundlagen der Farbenlehre hilfreich für den Umgang mit Farben und ermöglichen ein gewisses Verständnis dafür, wie Farben „funktionieren“.
Zuerst bietet sich also die Auseinandersetzung mit den Primärfarben an. Sie sind die Basis des Farbsystems und dazu zählen die Farben Rot, Gelb und Blau. Aus diesen drei Farben lassen sich alle anderen Farben mischen. Durch Mischen von zwei Primärfarben entstehen die Sekundärfarben, nämlich Grün, Orange und Violett. Zusammen bilden die Primär- und Sekundärfarben das fundamentale Farbsystem.
Durch solche Grundkenntnisse kann ein Verständnis dafür entstehen, wie sie gemischt werden, wie sich Farbtöne verändern lassen und die unzähligen Töne und Nuancen von Farben entstehen. Außerdem ist dieses Wissen die Basis dafür, Farben und ihre Wirkungen zu verstehen und bewusst einzusetzen und zu kombinieren.
Jede Farbe wirkt unterschiedlich. Aber nicht nur das. Jede Farbe wirkt auch auf jeden Menschen unterschiedlich. Farbwirkung ist also etwas sehr Individuelles. Und trotzdem gibt es einige Farben, denen eine bestimmte Wirkung attestiert wird und die bei der Allgemeinheit auf ein gängiges Verständnis davon treffen, wann sie zu welchem Zweck eingesetzt werden.
So ist Rot eine aktivierende Signalfarbe, die häufig als kraftvoll und anregend empfunden wird und mit der sich gut Akzente setzen lassen. Blau hingegen ist die Farbe der Weite, die oft direkt mit dem Himmel oder dem Meer assoziiert wird und eine klare und kühle Ruhe mitbringt. Grün steht in Verbindung mit der Natur und wirkt auf viele Menschen beruhigend, frisch und ausgleichend. Und die Farbe Gelb wird häufig als vitalisierend und optimistisch empfunden und steht für Wärme und Kreativität. Ob man dies selbst auch so sieht und empfindet, hängt allerdings von der neurobiologischen, kulturellen, sozialen und ganz individuellen Perspektive ab.
Farben in der kindlichen Entwicklung
Farben können ganz verschiedene emotionale Reaktionen hervorrufen. Das gilt sowohl für große, als auch für kleine Menschen. Daher spielen Farben bereits in der kindlichen Entwicklung eine wichtige Rolle. Schließlich sind auch Kinder tagtäglich von Farben umgeben, während ihre Wahrnehmung noch viel offener ist, als die von Erwachsenen. Sie nehmen also sowohl ihre Umgebung, als auch die Farben, die ihre Umgebung prägen, noch viel intensiver und ungefiltert wahr. Die bewusste Anwendung von Farbe in kindlicher Umgebung kann dazu beitragen, dass Kinder in gewisse Stimmungen versetzt werden, was beispielsweise in unterschiedlichen Räumen in Kitas eingesetzt werden kann, um Ruhe, Kreativität oder Konzentration zu fördern. Sie können Räume definieren und Zuordnung erleichtern.
Was die kognitive Entwicklung betrifft, sind Farben oft förderlich, weil sie Spiel- und Lernmaterialien für Kinder sehr viel ansprechender machen. Sie können motivieren, Aufmerksamkeit lenken, Informationen strukturieren und Konzentration fördern. Ihre Kreativität und ihr Selbstwahrnehmung werden unterstützt, indem sie durch Farben bestimmte Gefühle nach außen transportieren und darstellen können.
Das bewusste Kombinieren von Farben eröffnet unzählige Möglichkeiten und tatsächlich machen bereits kleine Farbdifferenzen schon einen großen Unterschied in der Farbwirkung. Die Kombination aus hellen und dunklen Farben oder warmen und kalten Farben, Farben voller oder ohne Kontraste und komplementäre Farben - all das sind Schalthebel, die die Farbwirkung in ihrer Gesamtheit beeinflussen und auf unterschiedlichen Wegen zu einer Balance führen können.
Farbe und Spielmaterialien: Kinder bewusst an Farbe heranführen
Farben stehen nie ganz für sich allein. Sie stehen immer im Zusammenhang mit Dingen, die die Farbe „tragen“. Sie ist also stark kontextabhängig und steht in Beziehung zum Material und zur Funktion einer Sache. Außerdem sind Farben meist von anderen Farben umgeben, was deren Wirkung beeinflusst.
Interessant ist das im Bezug auf Spielmaterialien. Bei ihnen sind Farben kaum wegzudenken. So auch bei unseren Spielmaterialien, bei denen Farbe, Form und Material beziehungsweise Haptik untrennbar miteinander zusammenhängen.
Farbharmonische Spielmaterialien können zur kreativen Entwicklung beitragen und die Fantasie anregen. Auch hier eignen sich für den sanften Einstieg in die Farbwelt zunächst einmal die Grundfarben. Einfache Farbkombination von Grundfarben mit Naturtönen oder aus Grundfarben und dazugehörigen Farbnuancen können das Spektrum erweitern.
Inspiriert durch die Farben der Jahreszeiten, aktuelle Lieblingsfarben oder Farben, die mit bestimmten Themen assoziiert werden, wie Rot mit einem schnellen Rennauto oder Blau mit einem Segelboot auf ruhiger See, eröffnen Einladungen ins freie Spielen. Solche Verknüpfungen lassen sich leicht herstellen und erschaffen immer wieder neue Spielideen und auch Stimmungen.
Tipp: Farben sortieren ist auch eine beliebte und wohltuende Spielmöglichkeit. Sie schult das Auge, stellt Verknüpfungen zwischen Farben und ihren zugehörigen Farbtönen her und ist so gut wie überall umsetzbar.
Bewusstsein für Farbe
Wir begegnen Farben jeden Tag und überall. Wir sind daran so gewohnt, dass uns das häufig gar nicht auffällt. Dabei vergisst man leicht, dass Farben etwas sehr Subjektives sind. Sie wirken auf jeden anders und sie wirken immer im Kontext mit ihrer Umgebung. Dass sie mehr als Dekoration sind, steht außer Frage. Sie schaffen Raum für Reflexion und Projektion. Sie lösen Emotionen aus und schaffen Balance. Mit dem Wissen um die Wichtigkeit von Farben in unserer Welt und das starke subjektive Empfinden von Farben, können sie bewusst gewählt werden und auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Das frühe Heranführen von Kindern an Farben kann also sehr hilfreich sein, um ein Verständnis dafür zu entwickeln und sich ihrer Wirkung bewusst zu sein. So können sich Kinder früh an ihre ganz persönlichen Bedürfnisse in Bezug auf Farben herantasten und ihre Faszination für Farben und deren Superkräfte entdecken.